Stammtisch und Stuhl der Verbindung "Akademischer Forstverein" (AFV)

„Am großen, schön geschnitzten runden Stammtisch findet sich, wer dazu Lust hat, zu einem rauchumwölkten, heiter-gemütlichen Plauderabend ein."

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So umschreibt Karl Rüedi, der Autor der ‚Festschrift zum 75-jährigen Jubiläum des Akademischen Forst-vereins an der Eidg. Technischen Hochschule Zürich‘ 1936 das Geschehen rund um diesen Tisch.

Auf der Tischplatte sind rund um den mit Eichenzweigen umkränzten Verbindungszirkel Download dreiundachtzig Namen (PDF, 3.2 MB) eingekerbt. Es handelt sich dabei um die Namen jener, die zwischen 1921 und 1947 nach der Erlangung des Diploms als Forstingenieur ETH vom Status eines Burschen der Verbindung Akademischer Forstverein in den ‚Altherren‘-Status wechselten. Der Tisch dürfte damit um etwa 1920 in ‚Betrieb‘ genommen worden sein.

Der Tisch gehört damit zur Phase, in der der Fachverein der Abteilung für Forstwirtschaft als akademische Verbindung organisiert war. Diese Phase dauerte etwa von 1884 bis 1946 – der Verein ist jedoch älter und lebte auch nach dem Wechsel von 1946 weiter – bis zur Fusion der Departemente Umweltnatur- und Forstwissenschaften.

stuhl

Zeitstrahl ab 1843

1843  Gründung des Schweizerischen Forstvereins, der 1851 eine ‚Forstschule‘ am geplanten Polytechnikum forderte

1855  Eröffnung des Eidgenössischen Polytechnikums mit der V. Abteilung ‚Forstschule

1861  Gründung des ‚Vereins für Forstschüler‘, ohne Statuten, aber mit laufendem Wechsel des Vorsitzes, ‚damit jeder zum Regieren kommt‘.

1871 Ergänzung durch die ‚Landwirtschaftliche Schule‘ als Abteilung V.B

1875 Polytechniker-Forstverein

1884 Verbindungsstruktur und 1889 Verbindungsfarben Grün-Weiss-Grün

1903 Gründung des Verbands der ‚Alten Herren

1911 Das Eidg. Polytechnikum wird zur Eidg. Technischen Hochschule , der AFV zum Forstverein an der Eidgenössischen Technischen Hochschule.

1936 75-Jahr-Jubiläum und Umbenennung: ‚Akademischer Forstverein

1946 ca. Der AFV organisiert sich wieder als ‚normaler‘ Verein und feiert

1961 sein 100-jähriges Bestehen.

2004 Fusion der Departemente und damit auch der Fachvereine zum Fachverein UFO (Umwelt-Forst) mit der Akademischen Forstkommission (AFK).

„Die Alten Herren i/L Aktiven 1861 – 1936“ : Der Stuhl – ein Geschenk der Altherren

Aus dieser oben an der Lehne eingeschnitzten Widmung kann geschlossen werden, dass dieser Stuhl der Aktivitas von den Altherren zum 75-jährigen Jubiläum (also 1936) geschenkt wurde. Das könnte auch der Grund sein, dass er in der Jubiläumsfestschrift von 1936 (noch) nicht genannt wurde.

tisch

Stuhl und Tisch auf der Reise durch die ETH

Stuhl und Tisch reisten mit der Abteilung für Forstwirtschaft (bzw. dem Institut für Wald- und Holzforschung, dem Departement für Wald- und Holzforschung und dem Departement Forstwissenschaften) an der ETH Zürich von Haus zu Haus. Da sich der angesichts der kleinen Studentenzahl mitgliederschwache Forstverein kein Verbindungslokal ‚leisten‘ konnte, mussten auch die Möbel mitgenommen werden. 1915 wurde das 1874 errichtete Gebäude der land- und forstwirtschaftlichen Schulen nach einem erweiternden Umbau als ‚Land- und forstwissenschaftliches Institut‘ (das LFW) wieder eröffnet. 1959 zog die Abteilung für Forstwirtschaft – und mit ihr Tisch und Stuhl – weiter ins neu errichtete LFO. Dort fanden die Möbel ihren Platz (wenn die Erinnerung nicht täuscht) im G-Stock im Bereich der Forstbibliothek und des Waldbauinstituts. Zwanzig Jahre später – 1979 – erfolgte der Umzug in den Nordflügel des Hauptgebäudes, Tisch und Stuhl waren (wieder im G-Stock) auf dem Zwischenpodest des monumentalen nordöstlichen Treppenhauses in der Umgebung der Professuren für forstliches Ingenieurwesen und für Forstpolitik untergebracht. Mit der Neuorganisation der ETH Zürich und der Fusion zum neuen Departement Umweltsystemwissenschaften im Jahre 2004 war ein weiterer Umzug fällig – ins CHN an der Universitätstrasse – bis die Möbel auch dort im Weg standen und ihren neuen Platz, den vorläufig letzten, suchen mussten. Sie werden sich in der ‚Grünen Bibliothek‘ sicher wohl fühlen – im geistigen Zentrum der grünen Bereiche der ETH Zürich.

Quellenverweis

Texte: Prof. em. Anton Schuler, Forsthistoriker

Bilder: Dr. Arnadi Murtiyoso

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